Bei peripheren Nervenverletzungen, die die Nerven außerhalb des Gehirns und des Rückenmarks betreffen, besteht eine bessere Chance auf Selbstheilung als bei Verletzungen im zentralen Nervensystem (ZNS), zu dem Gehirn und Rückenmark gehören. Dies liegt daran, dass das periphere Nervensystem über gewisse Regenerationsfähigkeiten verfügt.
Bei peripheren Nervenverletzungen können die umliegenden Gewebe und Zellen eine entscheidende Rolle im Reparaturprozess spielen. Nach der Schädigung durchläuft das distale (entfernte Ende) des verletzten Nervs einen Prozess, der als Waller-Degeneration bekannt ist und bei dem das Axon und seine Myelinscheide zusammenbrechen. Dadurch entsteht ein Weg für nachwachsende Nervenfasern. Schwann-Zellen, die spezialisierten Zellen, die die Myelinscheide um periphere Nerven bilden, spielen eine entscheidende Rolle dabei, die nachwachsenden Axone zurück zu ihren Zielgeweben zu leiten.
Der Erfolg der peripheren Nervenregeneration hängt von mehreren Faktoren ab, beispielsweise vom Ausmaß der Schädigung, der Art der betroffenen Nervenfasern sowie dem allgemeinen Gesundheitszustand und dem Alter des Einzelnen. Die Erholung kann schrittweise über Monate bis Jahre erfolgen und der Grad der funktionellen Erholung hängt von der Art der Verletzung und der erfolgreichen Reinnervation des Zielgewebes ab.
Andererseits sind Verletzungen im ZNS, insbesondere im Rückenmark, komplexer und schwieriger zu reparieren. Dem ZNS fehlt die gleiche Regenerationsfähigkeit wie periphere Nerven, und das Vorhandensein hemmender Faktoren in der ZNS-Umgebung behindert die Nervenregeneration zusätzlich. Bei Rückenmarksverletzungen stellen die komplizierten Nervenverbindungen und die Bildung von Narbengewebe (Glia-Narben) zusätzliche Hindernisse für eine wirksame Selbstheilung dar.
Obwohl die Fähigkeit der Spinalnerven, sich nach einer schweren Schädigung vollständig selbst zu reparieren, begrenzt ist, werden derzeit Forschungsanstrengungen unternommen, um potenzielle therapeutische Strategien zur Förderung der Nervenregeneration und zur Verbesserung der funktionellen Ergebnisse bei Rückenmarksverletzungen und anderen neurologischen Erkrankungen des ZNS zu erkunden.
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